08 KREISVERWALTUNG SIEGEN-WITTGENSTEIN INSIDE „Gleiche Chancen für alle“ Sozialplaner Jason Wagner hat „das Ganze im Blick“ Fragt man Google oder ChatGPT, was ein Sozi- alplaner macht, bekommt man zusammenge- fasst folgende Antwort: „Ein Sozialplaner arbeitet daran, die Lebensqualität in einer Gemeinschaft zu verbessern“. Das stimmt grundsätzlich. Aber es ist dann doch etwas komplexer. „Wir möchten Ange- bote schaffen, die den Menschen bei ihren Proble- men helfen können. Und diese Angebote sollen im besten Fall genau da sein, wo die Menschen leben, also für sie leicht zugänglich und erreichbar sein“, sagt Jason Wagner, der beim Kreis Siegen-Witt- genstein als Planungskoordinator der integrierten Sozialplanung arbeitet. „Alle Menschen sollen die gleichen Chancen haben. Mit meiner Arbeit versuche ich, etwas ge- gen soziale Ungleichheit zu tun“, sagt Wagner, der ursprünglich mal Biotechnologie studieren wollte. „Ich habe aber festgestellt, die soziale Arbeit mit „Ich habe aber festgestellt, die soziale Arbeit mit und für Menschen gibt mir mehr als die Naturwis- und für Menschen gibt mir mehr als die Naturwis- senschaften. Hier kann ich konkret Dinge verändern senschaften. Hier kann ich konkret Dinge verändern und damit Menschen Hilfe ermöglichen.“ Aber welche Probleme belasten die Menschen? Aber welche Probleme belasten die Menschen? Welche Hilfe brauchen sie? Um das herauszufi n- Welche Hilfe brauchen sie? Um das herauszufi n- den, ist eine Art „Detektivarbeit“ nötig, bei der viele den, ist eine Art „Detektivarbeit“ nötig, bei der viele verschiedene Spuren verfolgt werden. „Denn wir verschiedene Spuren verfolgt werden. „Denn wir leben in einem Kreis, der viele Lebensräume abbil- leben in einem Kreis, der viele Lebensräume abbil- det. Man kann also nicht die gleichen Angebote für det. Man kann also nicht die gleichen Angebote für z.B. Kreuztal und Erndtebrück planen“, sagt Jason z.B. Kreuztal und Erndtebrück planen“, sagt Jason Wagner. „Ich schaue mir z.B. die Quartiere, in de- Wagner. „Ich schaue mir z.B. die Quartiere, in de- nen die Menschen leben, ganz genau an. Wir holen nen die Menschen leben, ganz genau an. Wir holen auch die Kommunen selbst mit ins Boot, werten auch die Kommunen selbst mit ins Boot, werten Statistiken aus und machen Umfragen“, so Wag- Statistiken aus und machen Umfragen“, so Wag- ner. „Ich versuche immer das Ganze im Blick zu ner. „Ich versuche immer das Ganze im Blick zu haben.“ Dabei kann dann ganz unterschiedliches he- rauskommen: Gibt es z.B. in einer Kommune besonders viele junge Familien, in einer ande- ren leben überwiegend ältere Menschen, in wieder einer anderen zeigt sich bei der Schu- leingangsuntersuchung, dass viele Kinder Zahnprobleme haben – „dann schaue ich, ob es vor Ort schon entsprechende Angebote für diese Menschen gibt. Wenn ja, muss viel- leicht noch besser oder stärker darauf aufmerksam gemacht werden. Wenn nicht, dann muss ein An- gebot her. Das geht dann natürlich nicht von heute auf morgen, sondern braucht viele Gespräche und Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort.“ Auch grundsätzlich geht es in Jason Wagners Arbeitsalltag viel ums Miteinander Sprechen und Vernetzen. „Häufi g ist jemandem mit nur einer Ansprechperson nicht geholfen“, sagt Jason Wag- ner. Ein Beispiel: Eine alleinerziehende Mutter, die mit ihren zwei Kindern und ihrer pfl egebedürftigen Mutter zusammenlebt. Ein Kind geht zur Schu- le, das andere in die Kita. „Braucht sie Unterstüt- zung, muss sie zu verschiedenen Stellen Kontakt aufnehmen“, so Wagner – z.B. zu Pfl egediensten oder –Einrichtungen und dem Sozialamt, wenn es um die Pfl ege der Mutter geht, zum Jugendamt für das Elterngeld, zur Kita, zur Schule oder zu Be- ratungsstellen. Eventuell benötigt sie zusätzlich Hilfe beim Ausfüllen von Anträgen oder hat durch die steigenden Energiepreise Schwierigkeiten die Miete zu zahlen. „Dann ist es von Vorteil, wenn die verschiedenen Stellen direkt einen passenden An- sprechpartner nennen können.“ „Aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen spie- len bei meiner Arbeit natürlich auch eine zentrale Rolle“, erzählt Jason Wagner. Ein akutes Thema derzeit: Energiearmut. „Das betrifft sehr viele Menschen. Wir haben schon früh reagiert und den ‚Runden Tisch Energiearmut‘ ins Leben gerufen. Aus dieser Zusammenarbeit konnten wir jetzt das Beratungsangebot ‚Energiehilfe57‘ an den Start bringen“, erklärt der Sozialplaner. (Mehr dazu auf Seite 4) „Die Arbeit macht natürlich besonders viel Spaß, wenn wie in diesem Fall Ideen funktionie- Spaß, wenn wie in diesem Fall Ideen funktionie- ren und daraus etwas Konkretes entsteht, das den ren und daraus etwas Konkretes entsteht, das den Menschen hilft.“ Menschen hilft.“ Die Ideen arbeiten in Jason Wagner’s Kopf Die Ideen arbeiten in Jason Wagner’s Kopf auch außerhalb der Arbeitszeit. Nicht selten ent- auch außerhalb der Arbeitszeit. Nicht selten ent- steht dabei die ein oder andere Mind-Map, um steht dabei die ein oder andere Mind-Map, um die Gedanken zu ordnen. Und wenn er dann die Gedanken zu ordnen. Und wenn er dann doch mal auf andere Gedanken kommen möch- doch mal auf andere Gedanken kommen möch- te: „In meiner Freizeit habe ich meine Familie, te: „In meiner Freizeit habe ich meine Familie, spiele im Orchester und lese sehr viel. Am lieb- spiele im Orchester und lese sehr viel. Am lieb- sten klassische Fantasy – also ein vollkommen sten klassische Fantasy – also ein vollkommen anderes Thema.“ anderes Thema.“ „Quartier“ bedeutet so viel wie „Stadt- viertel“. Quartiere sind soziale Räume, die unmittelbar und oft auch fußläufi g erreichbar sind. Gemeint sind damit also Städte, Ge- meinden, Ortschaften und Ortsteile. „Soziale Ungleichheit“ entsteht immer dann, wenn Ressourcen ungleich verteilt sind. Ressourcen können z.B. Geld, Bil- dungschancen oder Zugang zur Gesund- heitsversorgung sein.